Tschernobyl, Atomausstieg, grün… Fragen

Atomkraft ist noch lange nicht vorbei.

Der Kampf für eine lebenswerte Zukunft gegen die verantwortungslose fossil-nukleare Industrie ist weiter notwendig.

Wir haben schon viel erreicht, aber noch lange nicht genug. In Hamburg konnten die Atomtransporte mit Kernbrennstoffen (z.B. Brennelemente) über den Hafen gestoppt werden, bundesweit wurden alle stromerzeugenden AKWs stillgelegt und das Endlager in Gorleben wurde verhindert.

Aber das System begünstigt immer noch Ausbeutung und Umweltzerstörung deshalb haben wir auch die Herrschenden im Blick.

Fleyer kl._SAND.pdf

Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima – schon vergessen?

(Achtung – ein Super-GAU kann jederzeit wieder passieren)

Die drei bekantesten Atomunfälle sind nur die spitze der Weltweit stattgefundenen Atomunfälle in zivilen Atomanlagen.

Der Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg in den USA am 28. März 1979 war ein Ernster Unfall, bei dem es im Reaktorblock 2 des Kernkraftwerks Three Mile Island zu einer partiellen Kernschmelze kam, in deren Verlauf etwa ein Drittel des Reaktorkerns fragmentiert wurde oder geschmolzen ist.

Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl der Super-GAU ereignete sich am 26. April 1986 im Reaktor-Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Zwei Explosionen zerstörten den Reaktorblock 4. Durch die radioaktive Wolke wurden große Mengen radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre freigesetzt und verseuchte große Teile Russlands, Weißrusslands und der Ukraine. Über der ganze Nordhalbkugel, insbesondere über Europa wurden radioaktive Stoffe verbreitet. Die Bevölkerung in der Region um Tschornobyl zahlte mit dem Preis der Gesundheit für das Versagen. Vieles wurde vertuscht, was jedoch bekannt ist: Allein 93.000 Menschen sind in Folge der Katastrophe an Krebs gestorben oder werden daran sterben. Ganze Landstriche wurden verseucht und für Generationen unbewohnbar gemacht.

Am 11. März 2011 ereignete sich im Pazifik ein Seebeben, in dessen Folge ein Tsunami die Ostküste Japans traf. Dieser löste eine Unfallserie im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi mit Kernschmelzen in drei Reaktorblöcken aus. Dabei kam es zu erheblichen Freisetzungen von Radionukliden in die Umwelt. Große Teile der japanischen Landesfläche wurde rund um Fukushima Daiichi kontaminiert. Mehr als 22.000 Menschen verloren durch Erdbeben und Tsunami ihr Leben, hunderttausende mussten aufgrund der radioaktiven Verseuchung evakuiert werden. Die Wucht der Tsunami-Welle ließ die Kühlung der Atomreaktoren im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ausfallen. Die Brennelemente im Reaktor erhitzten sich zunehmend, es kam zu Wasserstoffexplosionen. In den Blöcken 1,2 und 3 kam es zu Kernschmelzen. Schließlich kam es in den drei Reaktoren zu Explosionen; große Mengen radioaktiver Strahlung traten aus. Das führte zur größten radioaktiven Verseuchung der Ozeane in der Geschichte der Menschheit. Der Super-GAU hat Böden, Luft, Nahrungsmittel und Trinkwasser kontaminiert und die gesamte Bevölkerung der Region erhöhten Strahlenwerten ausgesetzt. Bis zu 1.600 Menschen verloren ihr Leben aufgrund der Evakuierungsmaßnahmen. Auf der offiziellen Website der Präfektur Fukushima waren bis Juni 2018 insgesamt 2.238 Todesfälle aufgrund der Katastrophe verzeichnet, wobei nicht alle aufgrund von Strahlen evakuiert wurden. Insbesondere ältere Menschen verstarben infolge der Zwangsumsiedlung, während andere aus Verzweiflung über ihre veränderte Lebenssituation Suizid begingen.

Die Atomkatastrophen machen noch einmal deutlich, wie unkontrollierbar die Auswirkungen von atomaren Katastrophen, auch über die ursprünglich betroffene Region hinaus, sind. Insbesondere Wind, Regen, Flüsse und Meere können die Verseuchung noch tausende Kilometer weit tragen. Die Atomkatastrophen in Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg waren und sind keine Naturkatastrophen, sondern jedes ein Verbrechen.

Atomausstieg?!

(Nicht hier – unbegrenzter Weiterbetrieb der Atomanlagen wie Lingen und Gronau)

Zwar wurden alle in Deutschland in Betrieb gegangenen „Leistungsreaktoren“ (AKWs) wieder stillgelegt aber die Atomindustrie ist weiter in Deutschland aktiv. Die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau hat genauso wie die Brennelementefabrik in Lingen eine unbefristete Betriebsgenehmigung. In Gronau wird in Anreicherungsschritten das zur Brennelementfertigung benötigte Uranhexafluorid (UF6) hergestellt. Weiter angereichert könnte es dann auch zur atomwaffenfähigen Material werden. In Lingen werden aus angereichertem UF6 Brennelemente gefertigt. Bald soll dieses auch mit russischer Beteiligung (trotz Ukrainekrieg) geschehen. Dafür wurden schon die Maschinen dafür angeliefert und getestet.

Außerdem gibt es noch einige Forschungsreaktoren wie dem in Garching bei München wo mit hoch angereichertem Atommaterial experimentiert wird. Ebenso ist Deutschland weiterhin Transitland für zahlreiche Atomtransporte zur Versorgung von AKWs (in Hamburg z.B. die Brennelementtransporte aus Schweden nach Frankreich).

Atom + Gas = grün?

(Nein – EU betreibt durch die Taxonomie Greenwashing)

Die Taxonomie ist ein Klassifikationssystem, das private Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten lenken und so den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen soll. Der Vorschlag, fossiles Gas und riskante Atomkraft grün zu labeln, stammt direkt aus der Feder der EU-Kommission. Die sogenannte EU-Taxonomie sollte Anleger:innen eine klare Einordnung nachhaltiger Finanzprodukte ermöglichen und damit die Geldströme in zukunftsfähige, klimafreundliche Sektoren lenken. Doch statt wie vorgesehen die europäischen Klimaziele zu unterstützen, verkommt die Taxonomie zu einem Greenwashing-Instrument für die Gas- und Atomindustrie. Ein solches grünes EU-Label kommt eigentlich zur richtigen Zeit: Immer mehr Menschen interessieren sich für grüne Anlagemöglichkeiten. Fonds und andere Anlagemöglichkeiten schießen wie Pilze aus dem Boden, die sich selbst Etikettierungen wie „nachhaltig“, „grün“, „ökologisch“ oder „impact investment“ geben. Das Problem ist: Keiner dieser Begriffe ist geschützt oder genau definiert. Zu unterscheiden, ob ein Investment grün ist oder nur grün scheint, ist bislang schier unmöglich. Doch in der praktischen Umsetzung hat sich die ursprünglich gute Idee einer EU-Taxonomie mittlerweile zu einem handfesten Ärgernis entwickelt. Die EU-Kommission betreibt mit der Aufnahme von fossilem Gas und riskanter Atomenergie in die EU-Taxonomie nicht nur Verbrauchertäuschung und bremst die europäische Energiewende aus. Sie verstößt mit dem Delegierten Rechtsakt zu Gas und Atom auch gegen Unionsrecht und das Pariser Klimaschutzabkommen. (https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/eu-taxonomie-klage)

Fahren Atomtransporte durch Hamburg?

(Ja – UF6 + Uranerzkonzentrat über den Hafen und Brennelemente auf der Straße)

Über das Hamburger Stadtgebiet und den Hafen gehen eine Vielzahl von Atomtransporten. Hamburg ist eine Drehscheibe zur Versorgung der AKWs im internationalen Atomgeschäft. Uranoxide, das extrem ätzende und giftige Uranhexafluorid, unbestrahlte Brennelemente oder andere Produkte im Zusammenhang mit der Atomtechnologie werden im Hamburger Hafen umgeschlagen und/oder über das Hamburger Stadtgebiet auf dem Straßenweg transportiert.“Kernbrennstoff-Transporte” werden zur Zeit(!) über den Hamburger Hafen nicht mehr durchgeführt (Aufgrund des sogenannten „freiwilligen Verzichts“ der Hamburger Hafenbetriebe auf den Umschlag von “Kernbrennstoffen”). – Dies ist aber nur ein Teil der Wahrheit, denn laut Aussagen des Hamburger Senats in den Kleinen Anfragen (“Atomtransporte durch Hamburg”) in der Hamburger Bürgerschaft werden im Hafen von Hamburg weiterhin nicht angereichertes Uranhexafluorid (UF6) (UN 2978) und Uranerzkonzentrat (UN 2912), verharmlosend deklariert als “sonstige radioaktive Stoffe”, umgeschlagen.

Noch nicht angereichertes Uranhexafluorid (UF6) wird im Hamburger Hafen über den Containerterminal Altenwerder (CTA) der HHLA umgeschlagen. Durch Containerschiffe der Reedereien Hapag Lloyd und der OOCL, werden Atomtransporte aus Kanada importiert.

Nicht angereichertes Uranhexafluorid wird für die Urananreicherung benötigt. – Das angereicherte Uranhexafluorid wird anschließend für die Produktion von Uranoxid-Brennelementen zum Einsatz in den AKWs verwendet. Das Vorprodukt Uranerzkonzentrat (Yellow Cake) wird ebenfalls noch aus Namibia und Kanada über den Hamburger Hafen umgeschlagen. Neben Kasachstan dem größten Förderland von Uran die bis vor einigen Jahren auch über Hamburg erfolgten sind auf Platz 2 und drei Namibia und Kanada.

Ausführliche Auswertung hier auf unserer Webseite: https://sand.blackblogs.org/dokumente/auswertungen/

Endlagersuche – ohne Ende?

(Atomendlager sind technisch nicht vorstellbar)

Ein Endlager ist eine Lagerstätte, in der radioaktive Abfälle über sehr lange Zeiträume „endgültig“ und abgesichert aufbewahrt werden sollen. Aufgrund der teils tausende von Jahren beanspruchenden Halbwertszeiten mancher Radionuklide wird von diesen Endlagern in für menschliches Ermessen nicht absehbaren Zeithorizonten eine Gefahr ausgehen. Daher müssen besondere Standortvoraussetzungen erfüllt sein und Vorkehrungen getroffen werden, dass z.B. Menschen auch vieler künftiger Generationen mit der Radioaktivität nicht in Kontakt geraten. Für diesen langen Zeitraum sollen Mensch und Umwelt vor der gefährlichen Strahlung geschützt werden. Für den hochradioaktiven Atommüll wird noch ein Endlager-Standort gesucht. Das Standortauswahlgesetz, das die Endlagersuche regelt, schreibt vor, dass es der Standort sein muss, der die bestmögliche Sicherheit für eine Million Jahre gewährleistet. Dieses ist aber technisch nicht möglich, somit muss das am wenigsten schlecht geeignetes Endlager gesucht werden. Bisher gab es in Deutschland drei Versuche ein Endlager zu bauen. Eines, in Morsleben, stürzt nach und nach ein, ein anderes, die Asse, läuft langsam mit Wasser voll und das dritte, Gorleben, wurde gerade noch rechtzeitig gestoppt. Die für Endlagerung zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat vor kurzem bekannt gegeben, das es mit einem „Endlager“ in dieser Hälfte des 21ten Jahrhunderts leider doch nichts wird. Kaum Transparenz, kaum echte Beteiligung, kaum Fortschritt.

Der sichere Umgang mit den hochgefährlichen Atomabfällen wird uns mindestens eine Million Jahre beschäftigen. Seit 2017 läuft die neue bundesweite Endlagersuche und sollte bis 2031 abgeschlossen sein. Auch Jahre nach dem „Neustart“ der Suche sind wir nur einen kleinen Schritt weiter: Etwa die Hälfte Deutschlands gilt als nicht geeignet. Gleichzeitig werden die Mängel des Verfahrens immer deutlicher: Es fehlt an der Offenlegung wichtiger geologischer Daten und Beteiligung auf Augenhöhe für Betroffene ist nicht vorgesehen. Im Sommer 2024 wurde von offizieller Seite bekannt gemacht, dass ein Standort für ein Endlager im Idealfall frühestens in 50 Jahren gefunden sein könnte, wenn nichts schiefgeht. Dabei geht es nur um die reine Standortentscheidung, nicht jedoch um die praktische Umsetzung eines Endlagers „Selbst bei einem idealen Projektverlauf ist davon auszugehen, dass das Verfahren nicht vor dem Jahr 2074 abgeschlossen werden kann“. Noch immer ist die Suche nach einem Atommülllager also ungelöst und wird auch nicht absehbar lösbar sein.

AKW + Atombombe = Katastrophe!

(Die friedliche und militärische Nutzung der Atomenergie bedingen einander)

Die Atomkraft zur Energiegewinnung und zur Bombenproduktion sind zwei untrennbare Seiten einer Medaille. Fast alle Länder, die kleine und große Reaktoren vorantreiben, unterhalten auch Atomwaffenprogramme und bauen Atom-U-Boote oder stecken bereits in einem umfangreichen Atomprogramm. Für sie geht es also vornehmlich um den Wissenserhalt und die Querfinanzierung ihrer Militärprogramme. Die Atomlobby versucht seit über 70 Jahren neue Wundertechniken herbeizureden, liefern konnten sie bisher nichts. Auch für die Zukunft sieht das nicht anders aus: Atomkraft bleibt unrentabel, ungerecht und gefährlich. Die Klimakrise fordert uns auf allen Ebenen, wir sollten uns daher nicht noch eine Atomkrise schaffen

Strahlende Zukunft – mit neuen AKWs!

(jeder Atomreaktor bedeutet erhebliche Strahlengefahr)

In jedem Atomkraftwerk kann jederzeit ein Unfall mit verheerenden Folgen geschehen. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Atomkraftwerke sind niemals sicher. Dies zeigt eine lange Liste von schweren Unfällen und Störfällen überall auf der Welt. In den vergangenen Jahren hat sich die Lage noch dadurch verschärft, dass es nicht völlig unwahrscheinlich ist, dass AKWs das Ziel von Terrorist*innen werden. Und gegen gezielte Terroranschläge ist kein Atomkraftwerk gerüstet. Auch Erdbeben können für die AKWs zur Bedrohung werden. Ein häufig unterschätztes Problem der Atomkraft ist der Uranabbau: Hoher Ressourcenverbrauch, Schädigung von Mensch und Umwelt sind seine Folgen. Aber auch der Normalbetrieb birgt Gefahren: So geben AKW, Atommüll-Zwischenlager sowie Atommülltransporte radioaktive Strahlen ab, die Krebs verursachen und das Erbgut schädigen können. (https://www.bund.net/themen/atomkraft/gefahren/)

SMR, EPR, KKW, AKW – was das ist?

(Kommt zu unserem Tisch oder unserer Webseite, wir erklären es euch)

Dies sind Abkürzungen:

SMR Small Modular Reactors (deutsch „kleine modulare Reaktoren“; auch als „Miniatomkraftwerk“ bezeichnet). Für SMRs gibt es verschiedene Entwürfe, von verkleinerten Versionen bestehender Kernreaktordesigns bis hin zu neuen Entwürfen der vierten Kernkraftwerks-Generation. Es wurden sowohl thermische als auch schnelle Neutronenreaktoren vorgeschlagen. Weltweit wurden 2017 von verschiedensten Firmen rund 60 SMR-Konzepte entwickelt, wobei die ersten diesbezüglichen Ideen und Entwürfe auf die 1950er-Jahre zurückgehen. Eine weile wurden sie stark beworben, das meiste ist aber wider eingestellt worden.

EPR European Pressurized Reactor oder European Pressurized Water Reactor (Europäischer Druckwasserreaktor). Er ist eine Baureihe von Kernkraftwerken mit Druckwasserreaktoren, die von den französischen Unternehmen Framatome (zwischen 2001 und 2017 Teil des Areva-Konzerns) und Électricité de France (EDF) sowie dem deutschen Unternehmen Siemens (Nuklearsparte seit 2001 mit Framatome fusioniert) entwickelt wurde. Zwei erste EPR 2018/19 in China in Taishan ans Netz. Der 2005 begonnene EPR-Reaktor im Olkiluoto (Finnland) April 2023 in Betrieb. Der 2007 in Flamanville (Frankreich) begonnene EPR ist im Sommer 2024 (statt wie geplant 2012) in Betrieb gegangen. Verzögerungen, Kostensteigerung und Mängel traten bei den Reaktoren immer wider auf.

KKW/ AKW Ein Kernkraftwerk oder Atomkraftwerk ist ein Wärmekraftwerk, in dem mittels kontrollierter Kernspaltung Strom erzeugt erzeugt wird. In Kernkraftwerken findet eine meist gesteuerte Kettenreaktion statt. Neutronen spalten einige Isotope der Elemente Uran oder Plutonium. Die Bindungsenergie pro Nukleon ist in den Spaltprodukten größer als vorher im spaltbaren Kern. Diese Energiedifferenz wird bei der Kernspaltung – hauptsächlich als Bewegungsenergie der Spaltprodukte – freigesetzt. Die Spaltprodukte werden von den Hüllen der Brennelemente und vom Wasser im Reaktorbecken abgebremst. Dabei entsteht Wärme, die Wasserdampf erzeugt. Heutzutage KKW eher von Befürwortern genannt, AKW von gegner*innen.

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